Was kennzeichnet die Psychotherapie durch Ärzte?
Psychotherapeut, Psychologe, Psychiater, Neurologe, Nervenarzt – die verschiedenen Berufe und Fachgruppen, die mit der Psyche zu tun haben, sind für nicht-Fachleute oft schwer auseinanderzuhalten. Auch viele Ärzte kennen die Unterschiede nicht.
Psychotherapeutisch Tätige unterscheiden sich zum einen nach ihrer Ausbildung, zum anderen nach ihren Arbeitsschwerpunkten und Praxisstrukturen.
Ausbildung
Ärztliche Psychotherapeuten haben Medizin studiert und spezialisieren sich anschließend weiter durch eine Weiterbildung zum Facharzt für
- Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (bzw. frühere Bezeichnung: Psychotherapeutische Medizin),
- Psychiatrie und Psychotherapie,
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Auch Ärzte, die keinen „Psycho-Facharzt“ haben, können eine Weiterbildung zur sog. Zusatzbezeichnung Psychotherapie absolvieren, und dann im Rahmen ihres Fachs Psychotherapie durchführen. Das Fach Neurologie und Nervenheilkunde betrifft weniger die Psyche, sondern mehr die körperliche Seite von Nervenbahnen und Gehirn.
Psychologische Psychotherapeuten haben Psychologie studiert,und spezialisieren sich anschließend für den Bereich der Psychotherapie durch eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten.
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten haben ein Studium aus dem Bereich der Pädagogik oder Psychologie, manchmal auch Medizin, absolviert und spezialisieren sich anschließend für den Bereich der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen durch eine staatlich anerkannte Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.
Besonderheiten der Psychotherapie durch Ärzte
Ärztliche Psychotherapeuten verfügen über die Grundlage eines Medizinstudiums, und haben meist eine mehrjährige Facharztweiterbildung im Krankenhaus absolviert, z.B. in der Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik, Inneren Medizin, Allgemeinmedizin.
Durch die Arbeit in der Klinik haben sie auch schwere psychische und körperliche Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt, was eine differenzierte und sichere Diagnostik und Therapie von Krankheitsbildern in der ambulanten Praxis ermöglicht.
Die medizinische Ausbildung vermittelt ein fundiertes Wissen über körperliche Zusammenhänge und Erkrankungen, sowie über die nicht-psychotherapeutischen Behandlungsmethoden (z.B. Medikamente). Das ist wichtig bei allen psychischen Erkrankungen, bei denen der Körper mitbetroffen ist, oder für die Diagnostik von psychischen Beschwerden, die durch körperliche Vorgänge verursacht sein können. Beispielsweise können eine Schilddrüsenerkrankung oder bestimmte Medikamente depressive Symptome hervorrufen, und es ist wichtig, dies bei der Diagnostik zu erkennen, weil in diesem Fall nicht Psychotherapie, sondern eine entsprechende andere Behandlung notwendig ist.
Manche psychotherapeutisch tätige Ärzte übernehmen bei Psychotherapiepatienten, entsprechend ihren jeweiligen Kompetenzen und Qualifikationen, wenn nötig auch selbst die körperliche Untersuchung und Behandlung. Andere tun dies nicht, weil es sich nicht mit ihrem psychotherapeutischen Ansatz verträgt. In solchen Fällen überweisen sie ihre Patienten zu entsprechend qualifizierten Kollegen, und können sich, wenn nötig, mit diesen Kollegen auf der Basis der gemeinsamen medizinischen Vorbildung gut verständigen. (Siehe auch: Worin unterscheidet sich Psychotherapie von einer psychiatrischen Behandlung).
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